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Folgen der VerschmutzungSchweiz könnte mit besserer Luft über 2200 Leben pro Jahr retten

Verbrennungsprozesse, etwa beim motorisierten Verkehr und in Kaminöfen, gehören zu den Hauptquellen für Luftschadstoffe: Rauchsäulen von Kaminen am 3. Dezember 2023 in Zürich-Wipkingen.

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Die Schweiz hat mit ihrer Luftreinhaltepolitik in den letzten Jahrzehnten beachtliche Fortschritte erzielt. Ausser im Falle des Ozons werden die gültigen Grenzwerte weitgehend eingehalten. Dennoch gibt es noch Luft nach oben.

Mehr als 2200 Todesfälle liessen sich pro Jahr vermeiden, würden hierzulande die aktuellen Luftqualitätsleitlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingehalten. Auch liessen sich jährlich rund 9000 Fälle von chronischem Lungenleiden, 5000 Demenzerkrankungen und 1100 Fälle von Asthma bei Erwachsenen verhindern.

Bessere Luft hätte auch Auswirkungen auf die Wirtschaft: Wäre die Schweizer Luft so sauber, wie es die WHO empfiehlt, würde der durch Feinstaub verursachte Erwerbsausfall in der Schweiz pro Jahr um fast 750’000 Stunden sinken. Das geht aus einem Bericht hervor, den Forschende des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts (Swiss TPH) im Auftrag des Bundesamts für Umwelt (Bafu) verfasst und kürzlich publiziert haben.

Luftschadstoffe kosten Milliarden

Gemäss dem Bericht des Swiss TPH sind die genannten Zahlen nicht als exakte Werte, sondern als Schätzungen zu interpretieren. Dennoch ist klar: Der Gesundheitsnutzen wäre beachtlich, wenn es gelänge, die Luftbelastung in der Schweiz auf das Niveau der WHO-Grenzwerte zu senken. Das rettet nicht nur Leben und verhindert diverse Krankheiten, es spart auch bares Geld. «Die schädliche Wirkung der Luftschadstoffe verursacht hohe Kosten für die Allgemeinheit», sagt Martin Röösli vom Swiss TPH, Co-Autor des Berichts. «Im Jahr 2020 waren das externe Kosten von 3,5 Milliarden Schweizer Franken, die von der Allgemeinheit bezahlt wurden. Statt so viel Leid in Kauf zu nehmen, macht es daher Sinn, das Geld in Massnahmen gegen Luftschadstoffe zu investieren.»

Grundsätzlich gehören laut Röösli Verbrennungsprozesse zu den wichtigsten Quellen für Luftschadstoffe. «Bei Feinstaub sind Holzfeuerungen in Haushalten und in der Industrie die grösste Quelle», sagt Röösli. Auch der motorisierte Verkehr verursacht Feinstaub, Letzteres nicht nur durch die Verbrennung im Motor, sondern auch durch den Reifenabrieb. Vor allem aber sind Dieselmotoren die grösste Quelle für Stickoxide. Hinzu kommen die Landwirtschaft, die vor allem Ammoniak und Feinstaub emittiert, sowie die Industrie, bei der neben Feinstaub unter anderem flüchtige Kohlenwasserstoffe und Stickoxide freigesetzt werden. 

Zurzeit entspricht die Schweizer Luftreinhalte-Verordnung weitgehend den älteren Richtwerten der WHO aus dem Jahr 2005. Diese werden in der Schweiz sogar meist unterschritten. Sprich: Die Schweizer Luft ist in der Regel etwas sauberer als die alten Vorgaben der WHO von 2005.

Verschärfte Grenzwerte seit 2021

Aufgrund neuer wissenschaftlicher Evidenz zu den Gesundheitsschäden durch schlechte Luft hat die WHO die Empfehlungen 2021 verschärft. Der Grenzwert für Feinstaub mit Partikeln kleiner als 2,5 Mikrometer (PM2.5) wurde zum Beispiel von 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft auf 5 Mikrogramm pro Kubikmeter halbiert. Die maximal erlaubte Konzentration von Stickstoffdioxid in der Schweiz liegt im Jahresmittel bei 30 Mikrogramm pro Kubikmeter und sollte gemäss WHO auf 10 Mikrogramm pro Kubikmeter gesenkt werden. Die Schweizer Grenzwerte für Schwefeldioxid und Kohlenmonoxid sollten in etwa halbiert werden. 

Die von der WHO empfohlenen Luftqualitätsrichtwerte für Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid und weitgehend auch für «gröberen» Feinstaub mit Partikeln kleiner als 10 Mikrometer (PM10) würden heute in der Schweiz bereits eingehalten, teilt Viola Mauri mit, Informationsbeauftragte vom Bundesamt für Umwelt (Bafu). Für kleinere Partikel und andere Schadstoffe gilt das allerdings nicht. «Die Belastung durch Feinstaub in der Grössenfraktion PM2.5 ist im Mittelland sowie in den Südtälern der Schweiz noch höher als der Richtwert der WHO, in verkehrsreichen Regionen ebenso die Luftbelastung durch Stickstoffdioxid.» Daher stünden diese beiden Schadstoffe bei künftigen Massnahmen im Vordergrund.

Neue Verordnung braucht noch Jahre

Bereits im letzten Jahr hat die Eidgenössische Kommission für Lufthygiene (EKL) «die weitgehende Übernahme der neuen WHO-Richtwerte in die Luftreinhalte-Verordnung» empfohlen, wie es in einem Bericht der EKL heisst. «Damit würden die Immissionsgrenzwerte der Luftreinhalte-Verordnung wieder dem im Umweltschutzgesetz geforderten Schutz entsprechen.»

Der neue Bericht vom Swiss TPH, der den Nutzen einer besseren Luftqualität erstmals für die Schweiz quantifiziert, dürfte dieser Empfehlung Nachdruck verleihen. Laut Daniela Mangiarratti, Informationsbeauftragte Naturgefahren beim Bafu, wird der Swiss-TPH-Bericht «in die Abklärung für eine allfällige Rechtsetzungsänderung einfliessen».

Wie Mauri vom Bafu mitteilt, wird dieser Prozess allerdings einige Jahre in Anspruch nehmen. «Wir können das Resultat des laufenden Prozesses nicht vorwegnehmen.»

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